Im deutschen Sprachraum ist das Lormen verbreiteter als das „daktylieren“, also das Abfühlen des Fingeralphabetes. Das Daktylieren ist besonders in den USA und anderen Ländern verbreitet. Dort wachsen taube Menschen mit dem Fingeralphabet auf und beherrschen es in der Zeit ihrer Erblindung so gut, dass sie die einzelnen Buchstaben ohne Mühen taktil abfühlen können. Wenn Taubblinde das Fingeralphabet gut beherrschen, bereitet es meistens keine Mühe, sich die einzelnen Buchstaben, die in schneller Abfolge von den Fingern einer Hand gebildet werden, abfühlen zu lassen oder beim Gesprächspartner abzufühlen. Lormende sind hier im Nachteil: es ist weit mühsamer, zuerst die Handfläche zu präsentieren und dann dort Codes für die einzelnen Buchstaben zu übermitteln. Für ältere Taubblinde, die das Fingeralphabet in der Regel nicht oder nur wenig beherrschen, ist das Lormen dagegen von Vorteil.
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Während das Lormen im deutschsprachigen Raum eine lange Tradition hat, ist das Fingeralphabet – im westlichen Teil Deutschlands – ein recht neues Kommunikationsmittel. Anfang der Achtziger Jahre brachten Taube das in Amerika übliche Fingeralphabet nach Deutschland mit. Hier wurde es verändert und als Deutsches Fingeralphabet verbreitete es sich in den folgenden Jahren. Taube, die ihre Jugend vor 1980 verbracht hatten, kannten kein Fingeralphabet und hatten auch später wenig Zugang dazu. Dies führte dazu, dass die meisten heutigen Taubblinden das Lormen mehr gewohnt sind als das Daktylieren. Anders die Situation im östlichen Deutschland: in der ehemaligen DDR gab es weit früher als in der BRD ein gebräuchliches Fingeralphabet. Dieses wurde von Taubblinden zusätzlich zum Lormen verwendet.
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In deutschen Gehörlosenschulen wurde jahrzehntelang der „Oralismus“ gefördert. Taube sollten um jeden Preis sprechen lernen. Dies führte dazu, dass viele erwachsene Taube zur Zeit ihrer Erblindung das erst seit einigen Jahren gebräuchliche Fingeralphabet nicht beherrschen. Deshalb wird das Daktylieren in deutschsprachigen Ländern gegenüber dem Lormen kaum verwendet.
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Unser Wunsch ist es, dass auch in unserem Sprachraum das Daktylieren weiter verbreitet wird. Schon junge Taubblinde sollten lernen, wie sie das Fingeralphabet abfühlen können und üben, es bei sich abfühlen zu lassen. Noch besser wäre es, wenn auch Hörende, Lehrer und Dolmetscher sich im taktilen Fingeralphabet- zusätzlich zum Lormen – üben.
Weiterführende Informationen: Kommunikationsformen
Kommunikationsform unter Betroffenen
Lorm-Alphabet
Lormen: Pro und Contra
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