Taktile Gebärdensprache – was ist das?
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Die Struktur der taktilen Gebärdensprache ist bis auf wenige Details mit der Struktur der Gebärdensprache identisch. Auf die gebärdenden Hände seines Gesprächspartners legt der Taubblinde seine eigenen Hände. So kann die For m und die Bewegung der Gebärden abgefühlt werden. Dies kann auch umgekehrt erfolgen. Die fehlende Übermittlung der Mimik wird durch leichte Grammatik-Abweichungen ausgeglichen. So wird am Ende einer Frage das übliche Hochziehen der Augenbrauchen nicht verwendet. Stattdessen gebärdet der Frager die Form eines Fragezeichens. So weiß der Empfänger, dass es sich bei der vorangegangenen Satzstruktur um eine Frage gehandelt hat.
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Der übliche Gebärdenraum (in etwa der gesamte Raum vor dem Oberkörper des Gebärdenden) wird auf einen kleinen Raumausschnitt reduziert. Es ist möglich, die Gebärden mit beiden Händen oder einhändig abzufühlen. In der Regel können nur hoch kompetente Gebärdensprachnutzer einhändig abfühlen und trotzdem den Inhalt vollständig verstehen.
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„Über den taktilen Kanal kann man Bewegungen durchaus wahrnehmen. Dass die Bewegung nun für das Verstehen von Gebärdensprache außerordentlich wichtig ist, zeigt folgendes Zitat: „Der Aspekt der Bewegung ist vielleicht der wichtigste für die Analyse der Gebärdensprache, aber gleichzeitig auch der am schwierigsten zu analysierende. Darum ist die Komponente der Bewegung noch bis vor wenigen Jahren von den Sprachwissenschaftlern eher vernachlässigt worden. Heute gibt es jedoch wichtige und interessante neuere Forschungsstudien über die Bewegung in der Gebärdensprache.“ (Quelle: DAS ZEICHEN 45, 1998)
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Im Gegensatz zu anderen Ländern wird die taktile Gebärdensprache in Deutschland bisher kaum erforscht. Unser Wunsch ist es, dass es in Zukunft eine intensive Forschung auf diesem Gebiet geben wird.
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Besonders günstig sind die Bedingungen für Taubblinde in Norwegen und Finnland. Dort gibt es neben der taktilen Gebärdensprache noch die Möglichkeit der „haptischen Kommunikation“. Diese Kommunikationsform dient vorrangig der Übermittlung visueller Informationen, z.B. wo befinden sich andere Menschen, wie sieht der Raum aus, wie ist der Verkehr auf der Straße usw. Alle Informationen, die sehende Menschen automatisch aufnehmen und verarbeiten, werden auch dem Taubblinden durch diese „Raumdolmetscher“ zur Verfügung gestellt.
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Im Einzelfall kann das in Norwegen oder Finnland folgendermaßen aussehen: ein Taubblinder möchte an einem Kongress teilnehmen. Dann kann er von bis zu drei Assistenten begleitet werden. Zusätzlich zum Dolmetscher für taktile Gebärdensprache erhält er vom haptischen Dolmetscher durch codierte Berührungen von Rücken, Schultern und Oberarmen Informationen zum Raum und zum Geschehen. Der dritte Assistent übernimmt zusätzliche Hilfsdienste. Im normalen Alltag ist es allerdings üblich, dass nur ein Assistent den Taubblinden begleitet und Informationen übermittelt. Je höher jedoch der Anspruch, desto mehr Assistenten können hinzugezogen werden. Maximal drei kann ein Taubblinder beantragen – diese werden dann für ihre Arbeit vom Kostenträger voll entlohnt. Ein in Europa einmaliges Modell! Es wäre schön, wenn es so etwas in naher Zukunft auch für deutsche Taubblinde geben könnte. Hier gibt es bisher keine haptischen Assistenten für Taubblinde, obwohl der Bedarf da ist.
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Ein anderes Modell wird in den USA praktiziert. Dort werden visuelle Informationen gleichzeitig mit der taktilen Verdolmetschung übermittelt. Eine zusätzliche haptische Kommunikation auf Rücken, Schultern usw. ist dort kaum gebräuchlich.